Explodierende Strassen

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Gefährliche Blow-ups

Explodierende Strassen?

In Deutschland hat es schon einen Toten gegeben, weil die Oberflächen alter Beton-Autobahnen plötzlich aufgesprengt wurden und sich in gefährliche Rampen verwandelten. Wie sieht die Situation in der Schweiz aus?

Blow-up:br.de:grossAuch in der Schweiz gibt es Betonstrassen und -Autobahnen, obschon deren Anteil seit Jahren rückläufig ist. Und es hat auch in der Schweiz schon sogenannte «Blow-ups» gegeben, bei denen Betonteile abgesprengt wurden und zu Schäden geführt haben.

Was genau ist ein «Blow-up»?

Betonstrassen haben grosse Vorteile, weil sie stabil und sehr langlebig sind. Beton ist aber im Gegensatz zu Bitumenbelägen (landläufig als «Asphalt» bekannt») sehr starr. Ob Beton oder Bitumen: Alle Materialien dehnen sich bei höheren Temperaturen aus. Das flexiblere Bitumenmaterial steckt dies leichter weg – es wird aber dadurch auch weicher und führt zu den berüchtigten Spurrillen (vor allem auf der rechten Spur, wo hauptsächlich die schweren Lastwagen verkehren!).

Beton kann nicht einfach in die Breite oder in die Höhe ausweichen, Deshalb sind Betonstrassen in Fahrtrichtung immer wieder durch flexible Fugen unterbrochen, die die wärmebedingte Ausdehnung im Sommer ausgleichen. Bei sehr hohen Temperaturen kann diese Pufferfunktionen aber nicht mehr ausreichen. Auch bei kleineren, aber sehr raschen Temperaturwechseln kann es vorkommen, dass sich die unteren und oberen Schichten der Betonfahrbahn unterschiedlich stark ausdehnen – und dann kommt es eben zu den berüchtigten Absprengungen.

Was bewirkt ein Blow-up?

Wenn alles gut geht, gibt es dabei einfach eine zerbröselnde Fahrbahnoberfläche, im Extremfall aber eine gefährliche Rampe, über die schnellfahrende Autos schon mal schadenträchtig in die Luft katapultiert werden können – kaputte Stossdämpfer sind allemal garantiert. Im Extremfall – 2013 in Deutschland passiert – kann ein Motorradfahrer so unglücklich abheben, dass er zu Tode kommt.

Neu und beunruhigend ist, dass Blow-ups nicht nur bei hohen Sommertemperaturen auftreten. Im Jahr 2014 war der erste derartige Vorfall schon am 20. Mai, bei einer Temperatur von lediglich 22 Grad, zu verzeichnen.

Was kann ich tun?

Fahren Sie bei höheren Temperaturen auf Betonfahrbahnen vorsichtig und nicht mit hoher Geschwindigkeit – Blow-ups sind von weitem fast nicht zu erkennen. Nehmen Sie entsprechende Warntafeln ernst.

Was tun die Behörden?

Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamtes für Strassen, weist auf Anfrage von Alarm! darauf hin, dass in den letzten Jahren verstärkt die alten Holperpisten vollständig durch neue konventionelle Strassenbeläge ersetzt wurden. Zudem wurde in der Schweiz eine andere Konstruktionsweise für Betonstrassen als in Deutschland verwendet, die sie weniger anfällig für Blow-ups macht. Einzelne gefährdete Autobahnabschnitte wurden sicherheitshalber mit einer dicken Bitumenschicht überzogen, was zwar Blow-ups nicht vollständig verhindert, aber deren Wirkung abschwächt. In einzelnen Fällen wurden auch notfallmässig im Sommer die Fugen breiter ausgefräst.

Veröffentlicht/zuletzt gändert: 15. Juni 2014/11. Juni 2017
Bild: BR

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